Die Juniorwahl- aufstrebende Reform oder Anfängertraining?
Am Donnerstag, dem 23. September 2021, kletterte die Anspannung vor der Bundestagswahl nicht eine, sondern gewiss zwei Sprossen höher. Letztlich blieb soweit unklar, welche/r der drei Kandidat:innen zum Antritt des Bundeskanzleramtes auserkoren werden würde. Analog stand für die Jugend also in den Sternen, welche Konzepte ihre Zukunft fortan gestalten würden.
Laut den Medien hatte sich in den vergangenen Jahren auf viele, viel zu viele junge Gemüter ein dunkler Schatten gelegt. Diese vernahmen jene Schatten selbst vor allem auf dem blauen Planeten Erde, der allerdings nicht lediglich drohte zu ergrauen. Viel mehr wand sich das Grau, aufkommender Rauchschwaden, wie ein erstickendes Gewand um unsere unteilbare Heimat. Rauch, der nicht bloß im metaphorischen Sinne einem Feuer entsprang – sondern auch der tatsächlichen Erderwärmung.
Zu schön, um wahr zu sein, ist der Klimawandel noch nie gewesen. Aber die konträre Tatsache, dass heute auch die Jugend ihrer Stimme Gehör verleihen konnte, schien tatsächlich ausgesprochen begrüßenswert.
Abseits von Fridays for Future, war die Juniorwahl wohl das einzige hörbare Sprachrohr der zukünftigen Gestalter Deutschlands. Den elementaren Hebel hatte Wolfgang Schäuble aus der CDU umgelegt, indem er das Projekt der Juniorwahl auf bundesweiter Ebene etabliert hatte. Ein besonderes großer Dank gilt der Fachschaft Sozialwissenschaften, die für die Teilnahme der Hellweg Schule willens war, einen ungeheuren Arbeitsaufwand zu leisten!
Folglich hatten die Verantwortlichen keinerlei Mühen gescheut, um die Bundestagswahl originalgetreu in die Futterkiste zu transportieren, mit allem kräftezehrenden Drum und Dran: authentische Wahlzettel, Wahlkabinen und eine Wahlurne, natürlich mit Bundesadler-Aufklebern versiegelt! Als Wahlhelfer:innen hatten sich einige Schüler:innen aus verschiedenen Stufen freiwillig gemeldet. Zuvor hatten weitere Lehrkräfte ihre Klassen und Kurse über die verschiedenen Parteiprogramme informiert und so die unglaublich aufwendige Organisation abgerundet.
Grundsätzlich schien der Ablauf der Stimmabgabe einleuchtend: Heute setzte mal nicht der Lehrer das Häkchen – Verzeihung, ausnahmsweise natürlich das Kreuzchen! Pflichtbewusst kontrollierten die Wahlhelfer:innen die Lichtbildausweise der Wählenden. Abstimmen sollten die einzelnen Stufen jeweils im Rahmen eines Zeitplans, um die Corona-Verordnungen zu berücksichtigen.
Graduell breitete sich eine entspannte Atmosphäre über diesem ereignisreichen Schultag aus. Der dynamischen Begeisterung der Schulklassen wich abwechselnd kraftvolle Ruhe und Konzentration.
Stichprobenartige Umfragen während der Wahl bestätigten das greifbare Stimmungsbild: Die Jugendlichen lobten an dem Projekt vermehrt, dass sie hier ihre Meinung äußern konnten und diese endlich Anerkennung von Erwachsenen erhalten würde.
Nur vereinzelt hörte man Bedenken, dass die Veranstaltung ohnehin zweifellos interessant, aber wenig wirksam war. Eindeutig überwogen Motivation und Entschlossenheit, die Politik vor allem in Richtung einer effektiven Klimapolitik bewegen zu wollen. Auch das Steckenpferd „Digitalisierung“ benannten die Schüler:innen, sowie den Wunsch nach vermehrten Tierschutz und Feminismus.
Besonders interessant war: Teils erhofften sich Wählende, als Antwort auf die Juniorwahl, sogar eine Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre. Damit stellten sie entschlossen den kompletten Grundgedanken der Veranstaltung in Frage. Dennoch bekräftigt sie schlussendlich, dass es sinnvoll ist, Jugendliche in politische Prozesse miteinzubeziehen.
Schließlich schloss die Futterkiste, nach einem reibungslosen Betrieb bis zur 7. Stunde, vollständig ihre Türen. Anschließend zählten fleißige Schüler:innen die Stimmen mit Herrn Markakidis aus. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse nach spannungsvollen Warten am Sonntagabend, pünktlich zum Betriebsschluss der amtlichen Wahllokale. Eingesehen werden, können sie über diesen Link:
https://www.juniorwahl.de/juniorwahl-btw-2021.html
Das Fazit der Juniorwahl lautet zuletzt:
Freilich wird die Meinung der Jugend ihre Macht wohl erst in der Zukunft, dafür aber umso energischer entfalten.
Und was von der Politik scheinbar als Training fürs Erwachsenenalter gedacht war, scheint für die Jugend gewissermaßen den Anbruch eines dramatischen, politischen Wandels zu bedeuten.
Ein Beitrag von: Levinia Holtz (Q2)