Finally … It’s England calling!
Fast auf den Tag genau waren 2,5 Schuljahre Vorfreude vergangen, bevor die große Klassenfahrt losging: die Englandreise der Biliklasse. Vor allem in der letzten Woche vor der Abfahrt war die Aufregung merklich größer geworden und alle waren gespannt, was die fünf Tage England bereithalten sollten. Für die meisten war es das erste Mal, dass sie in Gastfamilien lebten, für manche war es auch die erste Reise ohne Eltern. Auch der Aufenthalt in einem englischsprachigen Land war eine Unbekannte. Es gab also genügend Gründe für positive Aufregung.
Nach einer reibungslosen und staufreien Reise mit Bus und Fähre haben wir bei langsam untergehender Sonne die kleine Küstenstadt Whitstable erreicht, die für die nächsten fünf Tage Heimat der 7a sein sollte. Die Wartezeit auf die Gastfamilien sinnvoll überbrückend haben wir uns nach der Ankunft noch kurz aufgemacht, um den Strand zu erkunden. Doch zugegebenermaßen: höchste Priorität hatte nun doch das Kennenlernen der Gastfamilien. Nach und nach trudelten diese auf dem Parkplatz ein und nahmen die Kinder herzlich und genauso vorfreudig in Empfang. Die erste Unsicherheit war allen genommen und einer guten Zeit stand vermeintlich nichts mehr im Wege.
Am nächsten Morgen trafen wir uns alle zeitig wieder und alle hatten natürlich viel Unterschiedliches über die ersten Eindrücke, Erfahrungen und Erlebnisse zu berichten. Einig waren sich aber alle in einer Sache: die Gastfamilien sind sehr nett!
Das waren gute Voraussetzungen für einen tollen Tag. Am Vormittag und Mittag stand Canterbury auf dem Plan. Eine interaktive und laufintensive Stadtrallye ermöglichte es den Schülerinnen und Schülern, einen Eindruck von der historischen Stadt und ihren Kathedralen, Museen und Persönlichkeiten zu erlangen. Nachdem die einzelnen Gruppen am Mittag ihre selbst kreierten Gedichte und Songs über Canterbury vorgestellt hatten, bestand die Möglichkeit des eigenständigen Erkundens in Kleingruppen. Zwei Stunden und einige Einkaufstüten später machten wir uns auf den Rückweg nach Whitstable. Dort erwartet uns der local Andrew, mit dem wir den Nachmittag verbrachten. Bei einem Guided Walk konnten wir mehr über das Fischerdorf mit seinen vielen engen Gassen erfahren. Ganz besonders interessant: früher war Whitstable sehr beliebt bei Schmugglern, da sie den dicken Dorfpolizisten in der Squeeze Gut Alley (Bauchquetschgasse) besonders gut abhängen konnten.
Mit vielen neuen Eindrücken ging der erste gemeinsame Tag in England zu Ende und der Abend in den Gastfamilien stand bevor.
Mit dem dritten Tag hatten wir quasi schon das Bergfest eingeleitet – welches wir in London feierten. Diesem Tag hatten die meisten besonders entgegen gefiebert, denn schließlich hat man den Eindruck, die Stadt aus dem Englischbuch und -Unterricht schon extrem gut zu kennen. Später am Tage stellte sich heraus: die Vorstellungen wurden übertroffen, und das wortwörtlich in großem Maße. Aber der Reihe nach. Da die Wetteraussichten eher mäßig waren (manch einer vermag es auch typisch englisch nennen), besorgten wir zuerst die travelcards für die Underground und die Doppeldeckerbusse. Das erste waschechte Mind the gap, please! ertönte gleich an der Station North Greenwich, wo unsere Reise begann. Erster Haltepunkt des Tages war das Natural History Museum. Hier konnten wir eine interessante Ausstellung zu Erdbeben, Vulkanausbrüchen und anderen Naturereignissen bestaunen und miterleben. Das war insofern sehr passend, als dass wir dieses Thema erst kurz zuvor im Erdkundeunterricht behandelt hatten und die Schülerinnen und Schüler schon gute Sprachkenntnisse hatten, um alles verstehen zu können. Eine anschließende Fahrt mit dem Bus brachte uns durch die Innenstadt zu St. Paul’s Cathedral, die wir im Englischbuch bereits oft bestaunen konnten. Auf dem Weg dorthin häuften sich die Stimmen, die alle der Meinung waren: Wir wussten, dass London groß ist. Aber es ist noch größer als wir dachten. Die aus dem Harry Potter Film bekannte Millenium Bridge brachte uns schon zu unserem letzten Programmpunkt des Tages, dem Globe Theatre. In einem Workshop konnten wir zuerst einige Sprach-, Bewegungs- und Körpersprachübungen erlernen, die uns anschließend dabei halfen, Szenen aus Shakespeare’s Romeo ans Juliet nachzuspielen. Zum Glück hatten wir uns im Vorfeld schon ein wenig über Shakespeare und einige seiner Werke informiert, denn die damals genutzte Sprache ist schon etwas gewöhnungsbedürftig. Wir beendeten einen aufregenden und lehrreichen Tag in London mit einer Führung durch das Theater, in dem gerade eine Theaterprobe stattfand.
Auch der bereits vorletzte Tag führte uns erneut nach London. Eigentlich stand heute das Schön-Wetter – Programm an. Aber aus dem Bus aussteigend erwartete uns eine frische Brise. Aber das sollte uns nicht aufhalten. Die Schals wurden etwas höher und die Kapuzen über den Kopf gezogen und schnellen Schrittes ging es gen London Eye. Viele Eltern und Schüler hatten die letzten Wochen fleißig Kellogs gegessen, da man hier Coupons für einen vergünstigten Eintritt sammeln konnte. Alle in einer Kapsel konnten wir knapp eine halbe Stunde die Aussicht genießen und zig Fotos schießen. Wir konnten schon einige Sehenswürdigkeiten erspähen, die uns im Laufe des Tages noch einmal begegneten: Westminster, Buckingham Palace, Piccadilly Circus, The Shard und auch die Tower Bridge. Unser Rundgang durch die Stadt endete zunächst in Covent Garden, ein Viertel das uns sehr vertraut ist. Es war Schauplatz unserer Englischlektüre Bob, no ordinary cat, die wir letztes Schuljahr gelesen haben. Hier haben wir eine lange Pause gemacht und uns um viele Pfund erleichtert. Mit Tüten bepackt machten wir uns dann auf den Weg zurück zum Bus, der uns an die Südostküste zurück brachte.
Somit waren unsere drei Tage vor Ort im Nu vergangen und keiner wollte so wirklich wahrhaben, dass es schon am nächsten Tag wieder nach Hause ging. Sicherlich freute man sich auf das Wiedersehen mit der Familie, der ein oder andere sehnte sich auch nach seiner eigenen Dusche, die einen härteren Strahl als die in England hatte. Aber alles in allem hätten wir alle auch noch gut und gerne ein paar Tage länger gemeinsam in England verbringen können.
Die Rückreise verlief so unproblematisch wie die Hinreise und die Fährfahrt war eine gute Möglichkeit, um die noch verbleibenden Pfund in Getränke von Starbucks, Süßigkeiten aus dem Automaten oder Souvenirs aus dem Fährshop einzutauschen. Nach einer circa 11-stündigen Reise sind wir wohlbehalten in Wattenscheid angekommen und wurden so herzlich empfangen wie wir einige Tage zuvor auch schon verabschiedet wurden.
Verfasst von: David Lendzian