Interview mit der zweifachen Europameisterin Klara Bleyer
Interview mit der zweifachen Europameisterin Klara Bleyer
Oez: Klara, du bist erste deutsche Jugendeuropameisterin im Synchronschwimmen seit 1984, gewinnst auf Madeira in der Technischen Kür des Solowettbewerbs UND in der Freien Kür jeweils die Goldmedaille. Gratulation!
Wahrscheinlich hast du auch schon oft die Frage gestellt bekommen, wie hart man dafür trainieren muss.
Mich interessiert eher, wie du deine Disziplin, den starken Willen und deinen inneren Kampf nie verloren hast. Du hast mit 13 bereits sechs Mal die Woche trainiert.
Klara: Es ist ein zeitintensiver Sport, weswegen ich schon früh das Leben neben dem Sport / der Schule benachteiligt habe, also kann man sagen, so wirklich kenne ich es nicht anders. Wenn man lange Zeit für etwas arbeitet (auch wenn man manchmal nicht ganz genau weiß, was das ist) und auch Kraft und Passion reinsteckt, dann will man diese Arbeit auch wertschätzen.
Oez: Im Wasser sieht das alles so leicht und elegant aus und wir wissen ja, dass da harte Arbeit dahintersteckt. Zusätzlich jedoch werden auch noch Lächeln, Mimik (und Styling) bewertet. Auch wenn das für dich mittlerweile eine Selbstverständlichkeit ist, erinnerst du dich an einen lustigen oder besonderen Moment diesbezüglich?
Klara: Sowas passiert immer wieder! Wir machen beim Training oft Videoanalysen. Gerade wenn man die einzelnen Elemente langsam anschaut, um bestimmte Bewegungen genauer zu definieren entdecken wir oft mal witzige bis ulkige Gesichtsausdrücke oder Bewegungen, die nicht so gewollt sind. Aber meistens lachen wir dann drüber.
Aber egal wie sehr man gerade bei einer Kür an seine Grenzen geht, die Mimik muss stimmen, deswegen stimmen Mimik und das Wohlbefinden oftmals nicht ganz überein. Aber das gehört nun mal zum Sport.
Oez: Ich habe gehört, dass deine Mutter diese aufwendig gestalteten Badeanzüge näht. Stimmt das? Wenn ja, wie lange braucht sie dafür und wie sehr mischst du dich in das Design ein? (Liebe Grüße gehen an deine Mama)
Klara: Ja meine Mama näht die Badeanzüge selbst, wofür ich auch sehr dankbar bin, denn diese steigen im Preis gerne mal sehr hoch.
Die Dauer hängt davon ab, wie aufwendig der Badeanzug ist, deswegen schwer zu sagen. Aber es wird oftmals unterschätzt, wie viel Zeit und Arbeit wirklich dahintersteckt!
Meine Schwester macht das Design und natürlich sprechen wir zusammen darüber, was ich mir vorstellen könnte.
Oez: Du bist angehende Produktdesign-Studentin. Wahrscheinlich aus dem Grund, weil man mit Synchronschwimmen nicht seinen Lebensunterhalt verdienen kann bzw. das auch nicht vereinbar mit Familiengründung ist. Was würdest du an dem System „Leistungssport“ ändern wollen?
Klara: Genau, von meinem Sport kann ich leider nicht ein Leben lang finanziell profitieren. Was leider den meisten Sportlern so geht.
Nach dem jetzigen System ist es so: Wirkliche Förderung ist erst da, wenn Erfolg da ist, jedoch sollte man meiner Meinung nach „Talente“ früher erkennen und schon früher fördern.
Karriere / Familie und Sport zu vereinen und nichts zu vernachlässigen ist schwer und auch nicht wirklich machbar. Aber man könnte vielleicht mehr Hochschulen bzw. Universitäten auf Leistungssportler sensibilisieren damit die Karriere und der Sport besser zu vereinen sind und nicht noch eine zusätzliche Last ist.
Oez: Du hast mal in einem Interview gesagt: „Ein Traum wurde wahr!“ – Was sollte man unbedingt für seine Träume tun? Was empfiehlst du unseren Schülerinnen und Schülern?
Klara: Man sollte unbedingt einfach dranbleiben, so hart es auch sein sollte und Prioritäten setzten.
Ich persönlich habe durch den Sport so viel gelernt, was mir auch in der Arbeitswelt (auch wenn ich noch nicht soooo viel Erfahrung habe) unglaublich geholfen hat.
Wenn man etwas mit Leidenschaft macht, viel Arbeit reinsteckt und dankbar ist, bekommt man irgendwann etwas zurück, auch wenn es zunächst surreal erscheint.
Oez: Deine nächsten Ziele?
Klara: Im November stehen die Deutschen Meisterschaften an, welche hier in Bochum sind! (11.11.-12.11.2022 im Bochumer Unibad)
Und sonst stehen die Weltmeisterschaft in Doha im Februar an!
Oez: Im Namen des Hellweg-Gymnasiums danken wir dir sehr für das Interview und wünschen dir weiterhin viel Erfolg und alles Gute!
-das Interview führte Frau Öztürk-Gerkensmeier-